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Es werden Posts vom März, 2020 angezeigt.

Ist Corona eine Strafe? Und wenn ja: wofür?

Gleich mal vorweg: Nein ist es nicht. Natürlich nicht. Corona ist keine Strafe, sondern ein Virus, was für seine Verbreitung die Mechanismen unserer modernen Gesellschaft ziemlich gut ausnutzt. Die Enge unserer Städte und die Reiselust der Bewohner sind dafür die idealen Voraussetzungen. Aber hat das etwas mit Schuld zu tun, mobil zu sein, zu verreisen oder seinen Lebenentwurf in einer großen Stadt zu verwirklichen? Abermals nein: Das verhält sich in etwa so, wie wenn einem Kind gesagt wird, es müsse seine Suppe aufessen, damit am nächsten Tag die Sonne wieder schiene. Aber woher kommt dann die Annahme, natürliche Ereignisse wie Pandemien, Hochwasser oder Unwetter, Erdbeben, Naturkatastrophen hätten etwas mit unserem Verhalten oder Fehlverhalten zu tun?Das fängt, wie so vieles, mit Adam und Eva an, der Neugierigkeit des „Weibes“ und der Verführbarkeit des Mannes. Damit ist gut und böse definiert: Gut ist, was Gott gefällt, böse, wenn sich die Menschen abwenden und Gottes Gesetz

Gedanken zum Hamstern

Gerne möchte ich Ihnen einige Gedanken zum Hamstern mitgeben, die ich zum Beginn der Fastenzeit (also lange vor dem Corona-Run) bei Facebook veröffentlichte, weil sie immer noch aktuell sind: Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die nächsten Wochen werden aller Voraussicht nach geprägt sein von Hamsterkäufen aus Angst vor dem Coronavirus. Schon jetzt machen "massiv steigende Schweinefleischpreise" (Nachfrage China) und Bilder aus anderen Ländern medial die Runde, die uns auf dieses Szenario "vorbereiten" wollen - aber damit den Ruf "KaufenKaufenKaufen" noch verstärken. In jeder Krise steckt eine Chance. Bevor Sie sich anstecken lassen von den Hamsterkäufen ihrer Nachbarn: Machen Sie sich vorher klar was Sie wirklich zum Leben brauchen. Mit "wirklich" ist in diesem Fall "essentiell" gemeint. Heute beginnt die Fastenzeit/österliche Bußzeit, die uns auf spirituelle Weise auffordert unseren Lebensstil immer wieder zu überdenken - ob das

Da weinte Jesus. Die Judäer sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! (Johannesevangelium 11, 35-36)

Der heutige 5. Sonntag der österlichen Bußzeit - auch Passionssonntag genannt - dreht sich ums Sterben, Gestorbensein, Hoffnung auf Auferstehung und eine Auferweckung - die des gestorbenen Lazarus. Es mag kein Zufall sein, dass ich gestern von vier Sterbens - bzw. Todesfällen erfahren habe. Nehme ich den einen während der Woche noch hinzu, sind es fünf. Alle nicht wegen Corona. Dazu kann ich natürlich noch leicht die ganzen gemeldeten Corona -Todesfälle aus Italien und anderen Ländern miteinbeziehen. Aber wie immer trifft uns Menschen Todes - bzw. Sterbensnachrichten mehr, wenn wir die Gestorbenen oder ihre Angehörigen kannten bzw. kennen. Mit dieser Erfahrung und Gefühlen von gestern klingen für mich die für diesen Passionssonntag bestimmten Lesungen noch einmal ganz anders: "Ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf." (Ezechiel 37,12b). "Dann wird er, der Christus Jesus von den Toten auferweckt hat, auch euren sterblichen Leib lebe

Erkenne dich selbst

In dem Orakel von Delphi stehen drei in Stein gemeißelte Botschaften: „Erkenne dich selbst! Sei! Nichts zu viel!“ Diese drei Sätze symbolisieren für mich die gesamte menschliche Weisheit auf Erden. Und ich würde sogar behaupten, dass sie den Kern jeder Religion zum Ausdruck bringen: Selbsterkenntnis, sich nicht rein vom Materiellem oder Status her zu definieren — also „sein“ und nicht „haben“ — und die goldene Mitte finden. Der Coronavirus hat uns sehr hart auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Ein kleiner Virus schafft es, die gesamte Welt lahmzulegen und in Atem zu halten. Er zeigt uns, dass noch so technisch und fortschrittliche Nationen nicht so autonom und stark sind, wie sie meinen. Alles hat seine Schwachstelle. Diese Ohnmacht und Desillusionierung ist auch Thema des Buches „Esther“ in der hebräischen Bibel. Dort regiert der König der Perser und Meder mit dem klangvollen Namen „Achaschwerosch“. Dieser König herrscht über 127 Länder, so die biblische Erzählung. Doch

Was ist wirklich wichtig im Leben?

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst“. Mit diesem Satz wird bei der Feier des Aschermittwochs ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet. Ein Zeichen, das wie eine Bombe einschlägt. Gerade wurden noch Prunksitzungen abgehalten, Politiker und andere Personen durch den Kakao gezogen, sich verkleidet, gelacht und getanzt, gefeiert und Kamellen verteilt. Und dann grätscht die Kirche dazwischen — „bumm“: „Denke daran, dass du eines Tages sterben wirst!“ Einen größeren Partyverderber kann man sich eigentlich nicht vorstellen. Auch wenn jemand rein gar nichts mit Karneval und Fasching am Hut haben mag. In der gegenwärtigen Situation im Zeichen der weltweiten Pandemie des Coronavirus SARS-CoV-2 fühle ich mich wie in einem verlängerten Aschermittwoch. Die weltweiten Meldungen von neuen Infizierten und Todesfällen — neben den vielen Patienten, welche wieder gesund werden — sind nichts anderes als ein riesiges und immer wiederkehrendes Aschenkreuz: „Leute, jetz

Was siehst du?

„Was siehst du, Jeremiah?“ Der angesprochene Prophet Jeremiah kann Gott auf seine Frage nur erwidern, einen Mandelzweig — oder in einer anderen Situation — einen umgestürzten Kessel zu sehen. Die göttliche Deutung wird ihm dann jeweils auf seine Beobachtung mitgeteilt. Das, was Jeremiah zu tun hat, mag auf den ersten Blick nichts Weltbewegen-des sein. Einen Zweig oder ein Stück Geschirr — ja toll, und jetzt? Doch Jeremiah zeigt uns in diesen Situationen eine große Fähigkeit, welche uns heute angesichts der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 hervorgerufenen Situation sehr hilfreich sein kann: Achtsamkeit. Viele Zeitgenossen Jeremiahs hätten diesen Mandelzweig oder Topf vielleicht gar nicht bemerkt. Weil sie mit ihren Gedanken ganz woanders waren, diese Details vielleicht als unbedeutend abgetan hätten — eben nicht achtsam waren. Jeremiah aber schon. Achtsamkeit ist die Kunst, jetzt im gegenwärtigen Moment da zu sein. Das Leben so anzunehmen und zuzulassen, wie es sich gerade zeigt