Erstens.

Nicht schon wieder: Die nächste Fastenzeit steht an 


Das kann doch nicht angehen! Jetzt sind wir seit geschlagenen zwei Monaten im Lockdown (gefühlt seit einem halben Jahr), sitzen zu Hause und langweilen uns (im besten Fall) und sind krank (im schlechtesten) und versuchen mit dem knapper gewordenen Geld über die Runden zu kommen. Und was für Sünden können wir jetzt schon begangen haben außer dem exzessiven Konsum von Kartoffelchips oder Herren-Schokolade oder Netflix-Serien? Und worauf, bitte, sollen wir denn noch verzichten, wenn wir uns doch mit Kontakten und Feierlichkeiten (Weihnachten? Geburtstagen? Karneval? Silvester?) sowieso schon in unserem Leben beschneiden lassen? Geht überhaupt noch mehr Verzicht?

Zunächst einmal will ich mit einem Vorurteil aufräumen. Nicht ein für alle Mal, weil die Vorurteile oder die Erziehung sehr tief sitzen. Fasten und Buße bedeuten auch (aber nicht nur) Verzicht auf und Strafe für etwas, was wir angestellt haben. Es ist aber mehr.

Wikipedia weiß das etwas weiter zu fassen: Das Wort Buße kommt von mittelhochdeutsch »büezen«, was gebraucht wurde als »bessern, gutmachen, beseitigen, therapieren, tilgen«. Im Neuen Testament steht dafür das griechische »metanoia« (»noein« — denken und »meta« — »nach« oder »um«), also heißt es etwa »Umdenken, Sinnesänderung, Umkehr des Denkens«. Im Alten Testament kommt noch das Vertrauen in Gott und die Abkehr von nicht segensvollen menschlichen Handlungen hinzu, etwas, das im Gewissen anfängt und sich im Verhalten auswirkt. 

Im Kirchenlatein wurde es übersetzt mit »poenitentia« (Reue oder Buße) und daraus abgeleitet »poena« (Strafe). Luther hat das mit »Buße« übersetzt, das auch mit »baß« – »besser«, verwandt ist und ursprünglich »Nutzen, Vorteil« bedeutete, althochdeutsch auch »Heilung durch Zauber« (?!?).

Heute gebrauchen wir es (laut Duden) wie 1. das Bemühen um die Wiederherstellung eines durch menschliches Vergehens gestörten Verhältnisses zwischen Gott und Mensch, oder 2. als Ausgleich, den jemand für eine geringfügige Rechtsverletzung zu zahlen hat (wohl so etwas wie »Bußgeld«?). 

Also so, wie es in den (ursprünglich griechisch geschriebenen) Evangelien steht (»Tut Buße, das Himmelreich ist nahe«), ist hier »metanoia«, eher das Innehalten und die (gedankliche) Umkehr gemeint. Für mich persönlich übersetze ich das mit Umkehr von etwas, was mir nicht guttut, Überprüfen von Gewohnheiten oder auch mit Bekehrung, das ist die Hinwendung zu Gott. Damit haben wir es dann etwas weiter weg von Sünde, Schuld und schlechtem Gewissen und können uns jetzt vielleicht etwas unbefangener mit der »vorösterlichen Bußzeit« befassen. 

Ein Wort zum Fasten. Das ist doch eine wunderbare Gelegenheit, um einmal für sechs Wochen auf Alkohol zu verzichten…. oder ein paar Pfunde lästigen Winterspeck abzunehmen, oder? Nun ja. Schon, ja. Ich würde sagen, auf alles zu verzichten, was einem nicht guttut. Alkohol tut mir nicht gut, zu viel Zucker auch nicht. Mein eigenes Übergewicht hat etwas zu tun damit, aus Gewohnheit zu essen und nicht aus Hunger und Appetit. Und dann zu viel. Aus Gier. Es könnte ja so schnell nichts mehr geben… (Mk 8, 14–21). 

»Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung«, wie meine Deutschlehrerin immer sagte. Und ich denke, das ist doch genau der Punkt, auf den es ankommt: Festzustellen, was nicht guttut und umzukehren, dann versuchen, es ändern. Ich komme immer mehr zu der Erkenntnis, dass es in der Hauptsache um nichts anderes geht in den Geschichten und Gleichnissen der Evangelien als darum, an sich selbst zu arbeiten, um für das Reich Gottes bereit zu werden. 

Und das geht natürlich nur, wenn man sich alleine hinsetzt und darüber nachdenkt (nichts ist dazu besser als der Lockdown, wenn es sowieso nichts gibt, was man draußen verpasst). Oder sich anleiten lässt. Ich werde zum Beispiel die diesjährige vorösterliche Bußzeit mit Mary Deturris verbringen. Das hatte ich schon öfters und das hat mich immer sehr gestärkt. 



https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID150464535.html


Und ja: es ist in Englisch. Wer das kann, für den gebe ich hier eine eindeutige Empfehlung ab: für jeden Tag die Lesung(en), eine Reflektion, eine Meditation und ein Gebet. Nicht mehr als zehn Minuten zusammen und das ebook für noch-nicht-mal 50 Cent – ich bitte Euch. Das passt auf jedes Smartphone, dann habt Ihr es immer dabei. Und dafür habe ich schon wirklich etliche Erkenntnisse und kleine Erleuchtungen mitgenommen (ich habe diesen Fastenführer schon einmal empfohlen, glaube ich). Ein großes Lob dafür an Mary Deturris https://notstrictlyspiritual.com/about-me/. Und ich freue mich schon sehr darauf, dass es losgeht!!


***


Ich wünsche allen, 

die mitmachen, 

eine schöne und intensive 

vorösterliche Bußzeit.


***



 Zweitens.

… und eine Anti-These.



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