Der Morgenstern in Hochs und Tiefs
Liebe Leute,
es war schön, einige von Euch am Sonntag beim alt-katholischen Freiluftgottesdienst mal wieder zu sehen!
Hier ein paar Gedanken zum Thema Morgenstern, immer noch im Nachgang zum Fest der Verklärung:
2 Petrus 1, 16–19
Petrus
schreibt: Wir waren Augenzeugen der Macht und Größe von Jesus
Christus. Denn er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit
empfangen, als eine Stimme von erhabener Herrlichkeit an ihn erging:
Das
ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten, wie ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.
Wer morgens zeitig aufsteht, kann das Glück haben, den Morgenstern zu sehen, meistens ist es die Venus. Ganz unscheinbar, aber auch unübersehbar ist er der Vorbote des neuen Tages. Petrus erwähnt den Morgenstern im Zusammenhang mit einem Erlebnis, das als die „Verklärung des Herrn“ in die Geschichte eingegangen ist: Er war mit zwei anderen Jüngern und Jesus auf dem Berg und auf einmal wird Jesus strahlend weiß und leuchtet wie die Sonne.
Petrus hat diesen beeindruckenden Vorgang nicht vergessen und Jahre später schreibt er diesen Brief – oder auch nicht; die Theologen sind sich uneinig ob der Jünger Petrus wirklich der Verfasser der 2. Petrusbriefes ist. Jedenfalls schlägt der Autor einen Bogen zwischen dem alles überstrahlenden Licht der Verklärung und einem kleinen Funken, der „an einem finsteren Ort scheint“. Und wenn die Finsternis langsam weniger wird, soll der Morgenstern aufgehen – und das nicht nur am Himmel, sondern auch und gerade „in eurem Herzen“.
Die Erinnerung an das Strahlen von Jesus hilft ihm und uns, in den kleinen Lichtquellen das ganz große Licht wiederzuerkennen. In meinem Leben gibt es auch Hochs und Tiefs – vielleicht geht es Ihnen ähnlich. In schweren Zeiten tut es mir gut, mich an die hellen Momente zu erinnern, im Vertrauen darauf, dass das Helle und Schöne von Gott kommt, der sein Licht auch „an einem finsteren Ort“ scheinen lässt. Für mich ist der Morgenstern ein berührendes und passendes Bild für Gottes treues Mitgehen mit mir, mit uns allen.
Petrus schreibt: „Wir waren Augenzeugen“. Wir können Gott zwar nicht direkt sehen, aber wir können Augenzeugin und Augenzeige sein von seinem Tun, von dem, was er erschaffen hat und woran er weiter arbeitet. Und das nicht nur bei besonderen Erlebnissen, sondern auch im ganz normalen Alltag.
Diejenigen, die bei der Verklärung dabei waren, waren nicht nur Augen- sondern auch Ohren-Zeugen. Gott sagte über Jesus: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Diese Stimme ging an Jesus und sie geht an jede und jeden von uns: Du bist meine geliebte Tochter, Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich mein Gefallen.
Hier noch zwei weitere Bibeltexte, die einen hellen Stern in Verbindung zu Jesus bzw. zum Messias setzen:
Numeri / 4. Mose 24, 17
Bileam sagte: Ich sehe einen, noch ist er nicht da; ganz fern erblick ich ihn, er kommt bestimmt! Ein Stern geht auf im Volk der Jakobssöhne, ein König steigt empor in Israel.
Offenbarung 22, 16-17
Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch, den Propheten, zuverlässig mitzuteilen, was auf die Gemeinden zukommt. Ich bin der Wurzelspross und Nachkomme Davids. Ich bin der leuchtende Morgenstern.«
Der Geist und die Braut antworten: »Komm!« Wer dies hört, soll sagen: »Komm!« Wer durstig ist, soll kommen, und wer von dem Wasser des Lebens trinken will, wird es geschenkt bekommen.
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Wovon war ich Augenzeuge auf meinem Lebensweg? Wovon bin ich heute Augenzeuge?
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Welche Erfahrungen habe ich mit „Morgensternen im Herzen“? Wann hat mich Gott ganz behutsam, wie der Morgenstern, aus einer dunklen Situation geholt?
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Wo sehen wir heute, in der Corona-Situation, einen Morgenstern, der aufatmen lässt, der Hoffnung gibt?
Carsten Albrecht
Stadtkloster Segen, Impuls zur Meditation, Verklärung des Herrn, 6. August 2020
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