Moses und die Durststrecke


Herzliche Grüße aus dem Stadtkloster Segen!

Hier ein Impuls vom ora-et-labora-Tag am 14. März 2020


Exodus / 2. Mose 17, 3-6
Das Volk dürstete nach Wasser, und es murrte gegen Mose und sprach: Warum hast du uns aus Ägypten heraufgeführt, um mich, meine Söhne und mein Vieh sterben zu lassen vor Durst?
Da schrie Mose zum HERRN und sprach: Was soll ich machen mit diesem Volk? Nur wenig fehlt, und sie steinigen mich.
Der HERR aber sprach zu Mose: Zieh vor dem Volk her und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir. Auch deinen Stab, mit dem du den Nil geschlagen hast, nimm in deine Hand, und geh!
Sieh, ich will dort auf dem Felsen am Horeb vor dir stehen. Dann schlage an den Felsen, und es wird Wasser aus ihm hervorquellen, und das Volk kann trinken. Und so machte es Mose vor den Augen der Ältesten Israels.


Das Volk, von dem hier die Rede ist, macht eine lange Durststrecke durch: Jahrelang sind sie schon unterwegs, quer durch die Wüste, ohne Sicherheit und manchmal kurz vorm Verhungern oder Verdursten. Wir machen im Leben auch Durststrecken durch: Beziehungen gehen kaputt, Stress oder Mobbing auf Arbeit und auch unsere Gesellschaft kennt Durststrecken. Der Coronavirus ist auch so eine Durststrecke. Auch wenn ich mir die politischen Entwicklungen ansehe, bekomme ich Durst nach Gerechtigkeit und nach Verlässlichkeit.
Ich kann die Unzufriedenen im Gottesvolk gut verstehen, die sich da bei ihrem Anführer Mose beschweren: Warum hast du uns aus Ägypten heraufgeführt, um mich, meine Söhne und mein Vieh sterben zu lassen vor Durst? Sie denken an Ägypten, die gute alte Zeit – die gar nicht so gut war, aber das vergisst man leicht im Angesicht des Schweren, was gerade los ist. Sie sind unterwegs durch die Wüste haben nichts als Gottes Zusage, dass alles gut wird und dass sie ins Gelobte Land kommen. Alles wird gut…
In Italien verbreitet sich in diesen Tagen der Hashtag #andratuttobene (Alles wird gut) in den sozialen Netzwerken. Mit einer Mischung aus Trotz und Optimismus gehen die Menschen so mit der Corona-Ausgangssperre um. Das Motto der diesjährigen Fastenzeit „7 Wochen ohne Pessimismus“ findet da einen konkreten Ausdruck, und das in schwieriger Lage.
Angesichts der anstehenden Herausforderungen und der herrschenden Unsicherheit fällt es mir nicht leicht, zu sagen „alles wird gut“. Es ist tröstlich, dass ich es mir nicht immer selber sagen muss – Gott sagt es mir zu. Wenn es mir gutgeht, dann ist es für mich einfacher, Gott zu vertrauen. Aber wenn ich in Not bin, dann suche ich lieber nach handfesten Sicherheiten – aber die gibt es eben nicht beim Gang durch die Wüste.
Mose führt das Volk durch die Wüste. Er hat sich diesen Job nicht ausgesucht: Gott hat ihn dazu berufen. Er hätte ein ruhigeres Leben gehabt, wäre er einfach Schafhüter geblieben und hätte den lieben Gott im brennenden Dornbusch (Ex 3,1-12) einen guten Mann sein lassen.
Doch er hatte ja gesagt zu Gottes ruf und ist nun mit diesen Leuten unterwegs, die immer verdrossener werden und zu Wutbürgern zu mutieren drohen. Mose hat sogar Angst, dass sie ihn steinigen. Ich kann gut nachvollziehen, dass sich Mose hier ungerecht behandelt fühlt. Doch er belässt es nicht beim Frust und er reicht auch nicht den Rücktritt ein: Er weiß, an wen er sich wenden kann: Mose schreit zu Gott.
Mir tut es auch gut, zu schreien, zu Gott zu schreien, oder auch auf einem Punk-Konzert zu schreien. Das geht natürlich auch beim Musikhören zu Hause, wenn keine Konzerte stattfinden (dürfen).
Der Schrei von Mose bleibt nicht ohne Antwort: Gott antwortet, er sagt, was zu tun ist: Zieh vor dem Volk her und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir. Damit sagt Gott zu uns: Du bist nicht allein, es gibt Mitstreiter, handle nicht isoliert. Das wird in der nächsten Zeit eine wichtige Frage sein: Wir können wir die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen, ohne dabei zu vereinsamen?
Auch deinen Stab, mit dem du den Nil geschlagen hast, nimm in deine Hand, und geh! Damit ermutigt uns Gott, unsere Erfahrungen ins Spiel zu bringen. Mit dem Stab in der Hand hat Moses schon einmal das Volk retten können. Unser Erfahrungsschatz zählt; oft fangen wir nicht bei null an, wir dürfen unser das wertschätzen, was schon einmal geklappt hat.
Das kleine Happy End in dieser Geschichte darf uns ermutigen, dass Gott auch und gerade in krassen Situationen bei uns ist und für uns sorgen will: Sieh, ich will dort auf dem Felsen am Horeb vor dir stehen. Dann schlage an den Felsen, und es wird Wasser aus ihm hervorquellen, und das Volk kann trinken.

Kommentare

  1. Ich weiß gar nicht, wie lange das jetzt geht, 2 Wochen, 3 Wochen? Mittlerweile habe ich mich aber schon gut an das Allein-Sein gewöhnt (an Einsamkeit kann man sich nicht gewöhnen, glaube ich). Erst denkst Du so ... ah, jeh .... so ohne Leute treffen... und jetzt ist mir das schon ganz angenehm. Eine Freundin sagte mir neulich, dass die Treffen mit Leuten online gefahrloser sind für sie. Da habe ich auch lange drüber nachgedacht...

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