Wir fragen nach Garantien


Beim gemeinsamen Mahl gebot Jesus seinen Jüngern: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt!
Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden.
Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?
Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat.
Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.
Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen
und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.
Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.
Apostelgeschichte 1, 4-12

Wenn wir die Ostergeschichte als Abfolge spannender Ereignisse betrachten, dann ist die Himmelfahrt von Jesus der letzte Höhepunkt dieser Geschichte. Als Auferstandener ist er seinen Vertrauten mehrmals erschienen – und die letzte dieser Erscheinungen ist eben die, die in die Himmelfahrt mündet. Zumindest wird das so in der Bibel beschrieben. Wir können uns fragen, ob es darüber hinaus nicht auch heute noch Begegnungen mit dem Auferstandenen gibt…
Bei diesem letzten Treffen fragen die Jünger: Stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Hinter dieser Frage vermute ich die Suche nach Sicherheiten und Garantien. Es ist, als ob Jesus gefragt wird: Welche Garantien gibst du uns, dass nicht alles umsonst war? Welche verbindliche Zusage machst du uns, an der wir festhalten können?
Auch nach Ostern ähneln die Jünger uns heutigen Menschen. Auch wir sind oft auf Sicherheiten und Garantien aus. Und gerade in dieser Corona-Zeit ist dieser Wunsch stark. Kleinunternehmen nehmen Kredite auf, um ihre Angestellten nicht entlassen zu müssen. Aber wo ist die Garantie, dass sie nicht doch entlassen werden? Oder dass der Kredit eines Tages zurückgezahlt werden kann? Mieter stunden ihre Mietzahlungen, um nicht in die Privatinsolvenz zu gehen. Wie sicher ist es, dass sie diese Mietbeträge irgendwann nachzahlen können? Und in unserem Gäste- und Veranstaltungsbetrieb war die Frage nach den Storno-Bedingungen noch nie so wichtig wie jetzt. Welche Garantien gibt es, dass ich nicht draufzahle, unter Druck gerate oder am Ende pleite gehe?
Stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?, wollen die Jünger wissen. Wann wird Gottes Herrschaft für alle unmittelbar spürbar sein? Diese Frage hat freilich auch eine materielle Dimension – wann wird der Messias die Römer vertreiben, wann wird endlich Gerechtigkeit? Diese Anliegen waren berechtigt und sie sind es heute auch. Jesus antwortet aber nicht auf dieser Ebene, er geht noch tiefer und fordert seine Jünger zum Loslassen und zum Losgehen auf: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
Der Auferstandene gibt seinen Freunden kein verbindliches Programm und keinen Plan zur Umsetzung guter Ziele an die Hand; nichts, woran sie sich festhalten könnten. Sie und wir sind stattdessen aufgerufen, loszulassen und den Heiligen Geist zu empfangen – das dürfen wir an Pfingsten feiern. Und mit dieser Kraft darf es dann auch beherzt weitergehen: Ihr werdet meine Zeugen sein.


Es gibt für nichts `ne Garantie,
es gibt nur: jetzt oder nie -
oder verdammt in Ewigkeit.
Es zählt nur: diese Sekunde
und nicht die volle Stunde -
raus aus Raum und Zeit.


Auf welche Sicherheiten und Garantien stütze ich mich? Wie kann mir der Glaube helfen, davon unabhängiger zu werden?

In welchen Situationen kann ich gut loslassen?

Inwieweit kann mir Jesu Versprechen, dass er uns die Kraft des Geistes geben will, in den Unsicherheiten der Corona-Zeit helfen?

Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sieben Thesen zu "Gemeinde der Zukunft" (alt-katholisches Jahresthema 2021)

Corona und die Pest