Was ist das Schlimmste an Corona?

Da würde mich jetzt mal eure Meinung dazu interessieren. Ist es die Langeweile, die Angst, die wirtschaftlichen Folgen, die Ungewissheit?









Bei mir ist es… etwas schwierig, das zu erklären: das Misstrauen gegenüber anderen oder dass mir das Vertrauen in die Menschen um mich herum abhanden kommt, das Vertrauen in das Gute. Mein Optimismus.

Ich will es gar nicht in Zweifel ziehen, dass die ganzen Einschränkungen und Dinge notwendig sind. Der Abstand von 1,5 m zu anderen Leuten. Irgendwie guckst du doch die andern an und kannst dir nicht sicher sein, dass die Leute um dich herum das Virus nicht auch haben. Du entwickelst ein Misstrauen den anderen gegenüber. Und das ist sonst normalerweise überhaupt nicht mein Ding. Ich bin der Meinung, dass die allermeisten Leute in dieser Stadt, auf dieser Welt, ganz in Ordnung sind und dass man mit ihnen umgehen kann, dass sie, wenn ich nett zu ihnen nom, die auch nett zu mir sind. Und dieses Gefühl kommt mir gerade abhanden. Und das stört mich.

Wie oft ist es vorgekommen, dass mir jemand hinterher rennt – rennt!!! um mir meine EC Karte zu bringen, die ich im Geldautomat schusseligerweise stecken lassen hab? Das ist in Berlin völlig normal. Man passt halt auf einander auf. Oder Leute verlieren ihren Geldbeutel und nach 24 Stunden ist der im Briefkasten, weil jemand gefunden und dort abgelegt hat. Und es fehlt nicht ein Pfennig. Wie oft hat mein Sohn seine Monatskarte irgendwo liegen lassen oder verloren? Die kam nicht ein Mal weg, sie wurde immer abgegeben. Da kannst du den Berlinern alles mögliche nachsagen, aber im Grunde sind es alle ehrliche Ganoven. 



Aber jetzt kommt dieses Virus und auf einmal kucken alle sich nur mit großen Augen an und alle haben Angst, angehustet zu werden. Ist das nicht schrecklich, seine Mitmenschen so voller Misstrauen anzusehen? Und angesehen zu werden? Ich meine: ich tue doch keinem was!

Kommentare

  1. Hi Lothar!
    Ich überlege, ob man die Frage nicht vielleicht sogar einmal umdrehen könnte: Was für Chancen bietet diese schwierige Zeit eigentlich? Ja, die Menschen sind misstrauischer - Woche für Woche mehr! Ich versuche beim Einkaufen trotzdem mit einem Lächeln auszuweichen. Freundlich zu sein. Misstrauischen Blicken, wütende Menschen mit Sanftmut und Verständnis zu entgegnen. Gerade ältere Leute, so mein Eindruck, brauchen das Gefühl, dass man ihre Ängste und Sorgen und letztlich sie als Personen ernstnimmt. Rücksicht nehmen ist allgegenwärtig. Und stößt irgendwann an seine Grenzen. Vielleicht. Und vielleicht ist es auch übertrieben, wenn ein älterer Mann in einen Fahrstuhl einsteigt und weil sich zwei oder drei weitere Menschen hineinstellen, er sehr aufgebracht wieder rausrennt. Ja, vielleicht ist das so. Ich versuche es so achtsam gelassen zu sehen, wie möglich. Denn Panik bringt gar nichts, genauso wenig wie "gelbe Sterne", denke ich. Das sollten wir uns alle immer wieder vor Augen führen. Ich wünsche uns allen, dass wir diese Zeit so gut wie möglich, so gesund wie möglich, letztlich: so menschlich wie möglich (!) überstehen und uns dies auch nach Corona bewahren können. Mir macht weniger die Zeit jetzt Angst, als die Zeit "danach". :(

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  2. Was ist das Schlimmste an Corona? Natürlich bin ich erst mal in der Versuchung, diese fatalistische Frage zu relativieren und in allem etwas Positives sehen zu wollen. Aber vielleicht ist auch das nur Rhetorik. Es ist nicht verkehrt, das Schlimme einmal wahrzunehmen und anzuschauen (um dann hoffentlich nicht dabei stehen zu bleiben).
    Für mich ist das Schlimmste das Wissen um die krasse Not in den Krankenhäusern. Ich habe Freunde oder Bekannte in Frankreich und Italien; diese Länder sind "nebenan" und so geht mir das, was dort passiert recht nahe. Dass es dort beinahe schon eine humanitäre Notsituation gibt, weil viele der Kranken oft gar nicht mehr behandelt werden, finde ich unerträglich. Dazu kommt noch die harte Lage der Krankenpfleger und anderen Beschäftigten im Gesundheitswesen, die z.T. selbst krank sind und alles geben (tragische Parallele zu Karfreitag...).
    Soweit von mir.

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