Von der Liebe, von Corona und von vielem anderen
Die Liebe in den Zeiten der Cholera
Das war ein Buch von Gabriel Garcia Marquez. Der mit den 100 Jahre Einsamkeit. Das muss Anfang oder Mitte der Achtziger gewesen sein. Die 100 Jahre. Die Cholera kam später. Ich weiß es nicht mehr so genau, weil die Bücher von Gabriel Garcia Marquez immer wahnsinnig gut geschrieben waren, aber irgendwie war man doch auch froh, wenn man es geschafft hatte, bis zum Ende vorzudringen. So auch mit der Liebe in den Zeiten der Cholera. Irgendwas mit Hängematten und Siesta und alten Generälen und jungen Prostituierten. Glaub ich. Ein brillantes Buch (soviel weiß ich noch) und später gab es einen Film. Und ganz bestimmt mit Penélope Cruz und Jeremy Irons. Oder verwechselte ich auch das?
Was die Liebe mit Corona zu tun haben soll, das weiß auch keiner. Weil, für Liebe, da braucht man doch Nähe. Dachte ich immer. Damit man sich ver-lieben kann. Oder wenn schon nicht die Nähe, dann aber doch das Versprechen von Nähe. Irgendwann mal. Später. Denn: Das Versprechen von Nähe fördert die Sehnsucht. Diese wiederum fördert die Lust. Oder noch genauer: die Erwartung der Lust. Aber ohne diese „später“ oder wenigstens die vage Aussicht auf ein später, funktioniert auch das nicht.
(Diese fiese Fangfrage, die ich „ihr“ gerne beim ersten Treffen gestellt habe: „Was findest du besser, den Kuss oder die Sehnsucht nach dem Kuss?“)
Egal, mit der Nähe… das ist eben im Moment nicht. Dett kannste knicken. Erst recht nicht küssen. Vielleicht mit der Erwartung? Aber das weiß man ja auch nicht, wann das alles wieder normal wird. So wie vorher. Möglichst.
Jetzt: Erst mal noch 14 Tage Kontaktverbot und dann mal kucken. Aber bestimmt nicht so Nähe wie vorher, so mit Küsschen links und rechts und Umarmungen und sowas. Nee, nee. Und schon gar keine Partys - so ein Schweinkram. Womöglich in Clubs. Teuflische Kontaktzonen, hygienische Katastrophenzustände. Satanische Nebelgrotten. Virenschleudern.
Da waren diese beiden Künstler, in Friedrichshain. Die haben ein Gemälde gemalt, nein gesprüht. (Getaggt, nennt man das, glaube ich.) Jedenfalls hatten sie ein großes Pappschild daneben mit dem Hut für das Kleingeld und auf dem Schild stand: „Ich hasse Corona!“ und gleich darunter: „Ich trinke lieber Sterni.“
Heute habe ich im Internet herum gezappt und ganz oben, über allem, war gleich ein Bild von diesem Chef vom Robert-Koch-Institut. Nicht der Drosten, der andere, der immer so mürrisch dreinkuckt. Und darunter stand dann: „Wir stehen in der Pandemie am Anfang.“ Sagt er. Und ich war schon froh, den vierten Tag (von 14!!!) des Kontaktverbotes erfolgreich geschafft zu haben. „Am Anfang“!!! Na, das kann ja noch was werden.
Also:
Bleiben Sie zu Hause.
Bleiben Sie auf der Couch sitzen.
Machen Sie den Fernseher an.
Ach, lassen Sie ihn lieber aus.
Kommt eh nur Mist und Wiederholungen.
Ja, auch bei Netflix.
Halten Sie gerne auch mal ein bisschen Langeweile aus. (Das soll, habe ich gelesen, auch unseren Kindern gut tun)
Gucken Sie zum Fenster raus.
Und: Verkneifen sie sich Frühlingsgefühle.
Machen Sie sich keine warmen Gedanken.
Vielleicht finden Sie ein Buch zum Lesen.
(Am besten keine so ne düsteren Dystopien)
Vielleicht haben Sie eine Buchempfehlung, die können Sie in den Kommentaren unten lassen.
Denken Sie über unnützen Konsum nach.
Bestellen Sie nicht zu viel Kram im Internet.
(Ich habe noch nie Schuhe bestellt, die hinterher auch gepasst haben)
Überlegen Sie sich mal, ob Ihnen jemand einfällt, der sich heute über Ihren Anruf freuen würde (die sind bestimmt auch zu Hause).
Trinken Sie Tee und keine starken Getränke, keinen Alkohol (das findet auch der Dalai Lama gut).
Denken Sie nach über: platonische Liebe.
Und wie das alles weitergehen soll, wenn es dann mal weitergeht.
Und was besser werden soll. Auch was ganz unbedingt besser werden MUSS.
Weil, jetzt haben Sie Zeit dazu.
Später nicht mehr, wenn das Hamsterrad wieder losgeht…
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